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Kostenloser ÖPNV, das Privatsphäre-Paradox und weitere Links der Woche

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Weil es einfach zu viele empfehlenswerte Texte zu Lesen gab: Hier eine kurze Zusammenfassung der Themen, die ich in der letzten Woche besonders spannend fand, und die ich mir erst am Wochenende genauer anschauen konnte:

derStandard.at berichtet: BürgerInnen der estnischen Hauptstadt Tallinn fahren kostenlos im Nahverkehr. Das Modell hat bisher zu einem Verkehrsrückgang von 15 Prozent geführt und soll Steuermehreinnahmen bringen, da nur, wer in Tallin gemeldet ist, auch das Freiticket bekommt. Es sieht also aktuell ganz nach einer Erfolgsgeschichte aus, so dass auch andere Städte wie Helsinki, Vilnius und Riga über die Einführung nachdenken. Für Berlin könnte das ebenfalls ganz interessant sein, schaut man sich einmal die aktuelle Finanzierung an. Dass das nicht über Nacht oder in den nächsten zwei Jahren funktioniert, ist einleuchtend, aber weiter darauf hinarbeiten kann nicht schaden.

Allen, die sich näher mit dem Thema beschäftigen wollen, kann ich das Blog “Zukunft Mobilität” ans Herz legen. Martin Randelhoff hat in einem längeren, sehr lesenswerten Artikel die Vor- und Nachteile, die Wirkungen und Effekte eines kostenlosen ÖPNV zusammengestellt und fasst zusammen, wo es sich aktuell bereits lohnen könnte, einen “kostenlosen” ÖPNV einzuführen:

Ein kostenloser ÖPNV ist vor allem für folgende Städte zu empfehlen:

  • kleine und mittelgroße Städte
  • mit geringer Auslastung und geringem Kostendeckungsgrad des ÖPNV
  • freier Kapazität in den Spitzenstunden in ausreichender Größe
  • Möglichkeit schnell und flexibel auf starke Fahrgastzahlsteigerungen zu reagieren
  • breiter politischer Unterstützung und der Möglichkeit den Pkw-Verkehr zu deattraktivieren
  • ausreichende Finanzkraft der Kommune um auch steigende Kosten zu decken bzw. das Vorhandensein eines geeigneten Gegenfinanzierungskonzepts

Und noch ein paar kürzere Tipps (wie gesagt, waren viele lesenswerte Texte in dieser Woche):

  • Die New York Times hat sich letzte Woche unter dem Titel Letting Down Our Guard With Web Privacy mit der Arbeit des US-amerikanischen Privacy-Forschers Alessandro Acquisti beschäftigt. Dankenswerterweise hat Benjamin Bergemann auf netzpolitik.org ein tl;dr für den interessanten Artikel gebastelt: “New York Times: Datenschutz ist paradox, aber wichtig

    In dem Artikel werden drei Versuche zum menschlichen Umgang mit Privatsphäre näher vorgestellt. Die Ergebnisse sind zum Teil paradox, zeigen jedoch eines deutlich: Menschen wollen Privatsphäre, handeln dabei aber nicht “rational”. Da der NYT-Artikel recht lang geraten ist, hier ein tl;dr.

  • Christoph Kappes plädiert in “Code For Germany” – Ein Politisches Programm für ein nationales Investitionsprogramm von einer Milliarde EUR, mit dem freie Inhalte erstellt werden.
    Solch ein Programm halte ich für eine sehr sinnvolle Investition in die digitale Zukunft, aber das Ganze – wie Christoph das in der Einleitung beschreibt – als Ersatz für Netzpolitik in die Diskussion zu bringen, kann nur eine Provokation gewesen sein, mit dem er die Abwehrreflexe und damit die Aufmerksamkeit der NetzpolitikerInnen anstacheln möchte. Das ist jedenfalls nicht sehr schlüssig und nicht sehr nachhaltig gedacht, da in dem Politikfeld ja trotzdem viele weichenstellende Dinge geregelt werden. Ob wir nun mitmachen, oder nicht. Der Rest des Artikels und die Idee an sich ist trotzdem verfolgenswert:

    …Im Zentrum von internet-veranlasster Politik [sollte] nicht „das Netz“, sondern die Entwicklung von Wissen, Software und Kultur stehen, die von jedermann nutzbar sind:

    • von Schulbüchern und wissenschaftlichen Beiträgen für jedermann,
    • Software für Nachbarn, die untereinander Hilfe anbieten und tauschen möchten,
    • Komponenten für verteilte soziale Netzwerke und Standards für den Datenaustausch zwischen Diensten bis hin zu
    • neuen digital basierten Prozesses für Politik und Medien – wir müssen schnell Ordnung und Überblick in die Welt bringen, die täglich komplexer wird, und
    • kulturellen Techniken, die durch digitale Informationsverarbeitung verändert werden, namentlich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit in losen Gruppen oder auch digitales Rechte-Handling einschließlich verständlicherer rechtlicher Regelungen für Commons.

Es schlagen in dieser Frage zwei Herzen in meiner Brust, das sollte deutlich geworden sein. Die derzeitige Debatte wird aber zu unkritisch geführt und wir sollten nicht von vornherein weniger verlangen, als uns zusteht. Wir sollten nicht die Aufnahmekriterien des Clubs Ehe verändern, sondern den elitären Club ganz abschaffen wollen – oder zumindest seinen Status als eingetragenen Verein. Außerdem mieft es im Clubhaus Ehe ganz schön, es müsste mal ordentlich gelüftet und renoviert werden.

  • Duncan Wane: No-one is called Abdul: A Guide to Arab Names

    During the past two days I’ve encountered three journalistic examples of mutilation or incomprehension of Arab names. I therefore propose, for your scrutiny, a look at how Arab names are put together, how they are taken apart, and how they are not taken apart.

 

Außerdem hab ich noch Cory Doctorows “Homeland” gelesen und finde, ihr solltet das auch tun. Aber dazu ein andermal mehr…


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